4. „Wildunger Gespräche über Leben und Tod“

„Unentdeckte Morde - wie hoch ist die Dunkelziffer?“

Am Mittwoch, 26. Juni 2024 begrüßte das Deutsche Institut für Bestattungskultur den Rechtsmediziner Professor Dr. Marcel A. Verhoff als Gesprächsgast bei den 4. „Wildunger Gesprächen“ in der historischen ev. Stadtkirche. Sein Vortrag befasste sich unter dem Titel „Unentdeckte Morde - wie hoch ist die Dunkelziffer?“ mit seinen Erlebnissen und Erkenntnissen aus der Tätigkeit als Direktor des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum der Frankfurter Goethe-Universität.


In seinem etwa 45-minütigen Vortag hinterfragte Verhoff unter anderem die häufig geäußerte Behauptung, dass auf jeden entdeckten Mord ein unentdeckter komme. Verhoff widerlegte diese verbreitete Einschätzung anhand eigener Untersuchungen. Der erfahrene Rechtsmediziner stellte die These auf, dass es, angesichts der Weiterentwicklung der modernen Forensik, keinen „perfekten Mord“ gäbe. Schwerpunkte Verhoffs wissenschaftlicher Tätigkeit sind die Täteridentifizierung durch forensische DNA-Analysen, die Bestimmung der Leichenliegezeit und die Begutachtung knöcherner Strukturen. Einige kennen ihn von seinen Auftritten in der Sendung Medical Detectives.


Verhoff erläuterte seinen Zuhörern der Rolle der Rechtsmedizin im Alltag und gab unter anderem Antworten auf Fragen nach dem Unterschied zwischen Todesart und Todesursache oder dem Ablauf eines Todesermittlungsverfahren. Er berichtete dem interessierten Publikum in der Stadtkirche über die Erfahrungen, die er und seine Kolleginnen und Kollegen in den letzten Jahren sammeln konnten.

Von Anfang 2021 bis zum Jahresende 2023 haben Verhoff und seine Kollegen über 80.000 Zweite Leichenschauen durchgeführt, dabei hätten sie 40 nicht-natürliche Todesarten und lediglich ein Tötungsdelikt nachgewiesen. Seit 2019 ist in Hessen die Zweite Leichenschau Aufgabe der Rechtsmedizin, rund zwei Drittel aller hessischen Verstorbenen werden seitdem durch die Rechtsmedizin Gießen oder Frankfurt noch einmal beschaut.


In diesem Zusammenhang beschrieb Verhoff auch, welche Folgen es haben kann, wenn bei einer Leichenschau nicht sorgfältig vorgegangen oder sogar regelrecht „geschlampt“ wird. Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine lebendige Gesprächsrunde mit den Gästen, unter ihnen Pfarrerin Andrea Hose-Opfer und Bad Wildungens Bürgermeister Ralf Gutheil, kenntnisreich moderiert von Hermann Hubing, dem Geschäftsführer des Deutschen Institut für Bestattungskultur.


Das DIB – die Dienstleistungs- und Servicegesellschaft der Landesinnungsverbände für das hessische und rheinland-pfälzische Bestatterhandwerk – möchte mit den „Wildunger Gesprächen“ in der Öffentlichkeit mit überkommenen Vorurteilen zum Thema Tod aufräumen, Schwellenängste vor dem vermeintlichen Tabuthema abbauen und Menschen ohne persönliche Betroffenheit einen Einblick in das Bestatterhandwerk und die vielfältige Bestattungskultur in Deutschland und Europa ermöglichen.


Die Gesprächsrunde in der Stadtkirche wurde, wie viele DIB-Veranstaltungen auch, live im Internet übertragen. Videobeiträge der vergangenen „Wildunger Gespräche“ finden sich zudem auf dem YouTube-Kanal des DIB unter https://www.youtube.com/@bestattungskultur .


Die nächsten „Wildunger Gespräche“ finden im Oktober statt. Dann begrüßt das DIB Kapitän Benjamin Albrecht von der gleichnamigen Seebestattungs-Reederei in der Bad Wildunger Stadtkirche.

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