Fotoprojekt zu Tod und Bestattungskultur

Motive sollen im Kopf bleiben und die Seele berühren

Interview mit Fotograf Ron Kuhwede

Der Leipziger Ron Kuhwede arbeitet als freiberuflicher Fotograf im Bereich Porträtfotografie und künstlerische Fotografie. Sein Anspruch sind Fotos, die mehr sind als nur ein „Abbilden der Wirklichkeit“. Auch seine Kunden – Unternehmer, Selbständige und Privatpersonen – wollen Motive, die die Seele berühren und im Kopf bleiben. Seit 2023 arbeitet der 45-Jährige an dem  Fotokunstprojekt „ewigundendlich“, das über vordergründig alltägliche Szenen aus dem Berufsleben der Bestatter die Betrachter auf künstlerische Art und Weise anregt, sich mit der eigenen Vergänglichkeit auseinanderzusetzen. Am 9. Oktober wird Ron Kuhwede Gesprächsgast bei den „5. Wildunger Gesprächen über Leben und Tod“ sein. Hier stellt er sein außergewöhnliches Projekt im Interview vor.

Herr Kuhwede, was ist „ewigundendlich“?

 

Das Fotokunstprojekt „ewigundendlich“ ist eine Reihe von aufwändig inszenierten Motiven, die dem Tod und der Bestattungskultur auf ganz unterschiedliche Art und Weise begegnen, jedoch immer mit Leichtigkeit und Heiterkeit. Es entstehen 40 Motive, die Szenen aus dem Alltag der Bestatter auf künstlerische Art und Weise zeigen und mit Humor, Irritation oder Fragen nach Sinnhaftigkeit verbinden.
Die Motive sprechen sowohl Menschen aus der Gesellschaft an und geben Anregung, sich frühzeitig mit der eigenen Vergänglichkeit auseinanderzusetzen, rücken aber auch die Arbeit des Bestatters in den Mittelpunkt, die für viele sonst meist im Verborgenen stattfindet. Es ist also ein Projekt, das die Aufmerksamkeit der Bestattungsbranche und der Gesellschaft gleichermaßen auf sich zieht.

 

Wie sind Sie auf die Idee für Ihr Projekt gekommen?

 

Ich habe in den Jahren 2020 - 2022 viel darüber nachgedacht, wie wohl eine Welt aussehen würde, in der die Menschen frei von Ängsten wären. Dabei kam ich zu der Erkenntnis, dass es nur zwei Formen von Ängsten gibt, die Angst vor Leid und die Angst vor dem Tod. Jede bekannte Angst, lässt sich in eine der beiden Rubriken einordnen. Nun ist die Angst vor dem Leid real, weil wir alle schon Leid und Schmerz erfahren haben und dieses vermeiden wollen. Doch die Angst vor dem Tod beruht nur auf einer Annahme. Denn einerseits sprechen nahezu alle Menschen, die einmal eine Nahtoderfahrung machten davon, dass sie die Angst vor dem Tod überwunden haben. Auf der anderen Seite gibt es zahlreiche Kulturen, die zwar Respekt vor dem Tod haben, jedoch frei von jeder Angst vor ihm sind. Diese beiden Aspekte sprechen dafür, dass die Angst vor dem Tod nur eine Konditionierung ist. Ich glaube, dass wir in einer lebenswerteren Welt leben würden, wenn wir die Angst vor dem Tod überwinden könnten und den Tod als eine natürliche Station im Leben betrachten, wie auch die Geburt. Mit meinem Projekt möchte ich einen kleinen Teil zu dieser Entwicklung beitragen.

 

Warum dieses Projekt zum jetzigen Zeitpunkt? Spüren Sie einen Wandel in der Gesellschaft in Bezug auf Sterbe- und Abschiedskultur?

 

Es gab schon immer Künstler, die sich mit dem Tod beschäftigt haben, meine Idee ist nicht neu. Nur die Herangehensweise ist neu, denn Fotografien in dieser Art und Weise sind mir bisher noch nicht bekannt. Ich spüre durchaus einen starken Wandel in der Sterbe- und Abschiedskultur, einige Bestatter bestätigen mir das. Es ist eine gegensätzliche Entwicklung. Die einen tendieren immer mehr in Richtung anonyme und billige Entsorgung des Leichnams, während hingegen andere sich mehr einbringen wollen und die üblichen Traditionen vom Pfarrer und der klassischen Trauerfeier in der Kirche als überholt empfinden. Mein Projekt kann hier einen guten Beitrag leisten, die eigene Abschiedskultur auf den Prüfstand zu stellen und diese mit der anderer Kulturen zu vergleichen. Denn einerseits kann es wichtig sein, bestehende Traditionen und Werte zu pflegen, auf der anderen Seite muss natürlich alles einem lebendigen Wandel unterliegen, der zeitgemäß und das bewährte dabei berücksichtigt ist. Auf einem Punkt stehen zu bleiben wäre Stillstand, alles über den Haufen zu werfen und neu zu machen, könnte Dummheit sein. Die richtige Balance zu finden ist unser aller Aufgabe.

Wo stehen Sie jetzt mit Ihrem Projekt, was wird zukünftig passieren?

 

Die ersten Fotos wurden Ende 2023 produziert, um etwas vorzeigbares für Sponsoren zu haben, die ich seit April/Mai dieses Jahres als Unterstützer gewinnen. Insgesamt benötige ich für die Umsetzung der 40 Motive ca. 1.000€ pro Motiv, also 40.000€ in Summe. Die erste Finanzierungsetappe von 10.000€ wurde bereits erreicht und gerade sind knapp 18.000€ von Sponsoren zugesichert. Wir starten gerade mit der Planung der nächsten 10 Motive. Sobald dieses Ziel erreicht wurde, gehen wir mit dem Projekt an die großen Medienhäuser und bieten die Fotos als Fotostrecke an. Damit wird das Projekt noch mehr Aufmerksamkeit erzeugen und die letzten freien Sponsorenpakete sollen dadurch verkauft werden. Sobald dann insgesamt 25 Motive entstanden sind, geht es an die Planung der Fotoausstellung, die im besten Falle eine Wanderausstellung durch Deutschland wird. Wenn alles gut läuft, gibt es zur Eröffnung der Ausstellung dann auch bereits das Fotobuch mit den 40 Motiven zu kaufen.

Sie werben um Unterstützer. Was hätten Bestattungsunternehmen davon, sich am Projekt zu beteiligen?

 

Zum einen positionieren sich alle beteiligten Partner als zeitgemäßes, offenes und kunstinteressiertes Unternehmen, welches seinen Teil dazu beiträgt, das Thema Sterbekultur in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. Jedes Unternehmen stärkt dadurch bei seiner Zielgruppe und innerhalb der Branche stark das eigene Image. Denn die Sponsorenpakete sind begrenzt und nicht jeder hat die Möglichkeit, dabei zu sein. Gleichzeitig profitieren alle Sponsoren von der starken Medienwirksamkeit, die dieses Projekt entfachen wird. Denn niemand kommt am Tod vorbei. Es wird in den großen Zeitschriften und Magazinen Veröffentlichungen geben, Berichte im Fernsehen und Interviews im Radio und bei Podcasts, zudem stärken uns Medienpartnerschaften innerhalb der Branche. Bei all den Aktionen werden die Sponsoren durch die Präsentation innerhalb des Projektes sichtbar und bekommen ein Stück des Kuchens von der großen Aufmerksamkeit ab. Davon haben alle etwas.  Zudem räume ich den Sponsoren auch bestimmte Rechte zur Nutzung an den entstandenen Motiven ein und diese können sie für ihre eigene Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verwenden. Dabei geht es nicht nur darum, dass man sich als Unternehmen oder Arbeitgeber interessant präsentiert, sondern auch um die Bindung von Bestandskunden. Wie das genau für jedes einzelne Unternehmen aussehen kann, das erkläre ich dann im persönlichen Gespräch.
Das Projekt vereint also den künstlerischen Ansatz mit der Imagestärkung der Sponsoren. Solange noch Sponsorenpakete verfügbar sind, finden Interessenten alle weiteren Informationen auf der Webseite www.ewigundendlich.de/dib.